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an open book on a blanket in the grass
17 September 2025

Das Johannisfeuer und seine mystischen Überlieferungen 

Von Günter Schiwy 

Der Johannistag, der 24. Juni, war für die Bewohner der Johannisburger Heide ein normaler Arbeitstag wie jeder andere auch, obgleich er der Geburtstag Johannes des Täufers war, des Schutzheiligen, dem unsere Kreisstadt Johannisburg ihren Namen verdankt. In dem Wappen der Stadt befindet sich das abgeschlagene Haupt Johannes des Täufers in einer Schale. 

Ursprünglich gehörte der Johannistag zu den prußischen Festen der Galinder und Sudauer, die früher Masuren bewohnten. Sie waren mit der Natur viel enger verbunden, als wir es heute sind. Deshalb wurde die Mittsommernacht von ihnen im Hinblick auf ihren Götterglauben entsprechend gefeiert. Dazu gehörte an dem längsten Tag des Jahres mit seinem hellen und strahlenden Tageslicht ein Freudenfeuer.  

Das Tageslicht spielte bei diesen Volksstämmen eine wichtige und bedeutende Rolle. Deshalb haben sie diesen Tag mit Gelagen und einem guten Essen nach prußischer Art begangen. Denn nach ihrer Auffassung war ein menschliches Leben nur mit Hilfe der höheren Mächte möglich. Diese Naturverehrung entsprach ihrem Denken und Fühlen und fand Ausdruck in kultischen Festen mit entsprechenden Opfern für ihre Götter. 

In der heidnischen Zeit galt das Feuer mit seiner Wärme als heilbringendes Mittel. Man sprach ihm Schutzfunktionen bei Krankheiten und Unwetter zu. Deshalb hielt man gegen diese "feindlichen Mächte Not- und Hagelfeuer" ab. Diese Feuer waren gleichzeitig heilige Beschwörungen. Sie sollten die Hexen und Geister vertreiben, die als Seelen verstorbener und lebender Frauen ihr Unwesen trieben. Diese Hexen flogen entweder selbst auf einem Besen oder sie ritten als Wölfe, Ziegenböcke und Katzen durch die Lüfte. Dieser Aberglaube der Hexen geht auf die indogermanischen Stämme und ihre Sonnenverehrung der Himmels- und Lichtgötter in Hainen zurück. 

Die „Not- und, Hagelfeuer" waren Mittel gegen Krankheit und Wetterunbilden. Nachdem der Holzstoß niedergebrannt war, sprangen die Prußen über das Feuer, um durch die züngelnden Flammen die Krankheitserreger, die in ihnen stecken, wegzubrennen. Anschließend sangen und tanzten sie um die verglühende Glut. Die Asche wurde zur Erzielung besserer Ernten auf die Felder gestreut. 

Aus diesen Feuern in der Zeit der heidnischen Prußen entwickelten sich über viele Generationen hinweg unsere Johannisfeste, die seit dem Jahre 506 nach Christi zur Feier des Geburtstages Johannes des Täufers als „Leuchte der Menschheit" begangen werden. Sie gelten auch heute als Symbol der Sonne.  

Jetzt rollt man in bestimmten Gegenden zusätzlich mit Stroh umwickelte, angezündete Räder, die als Sinnbilder der Sonne gelten, von Höhen und Bergen in die Täler. Überall dort, wo sich im Laufe der Zeit germanische Stämme angesiedelt haben, werden die Johannisfeuer zur Erinnerung an die Vorfahren würdig begangen. 

Die Germanen brachten ihren Göttern für das strahlende Sonnenlicht und für die daraus resultierenden Ernten am Johannisfeuer ein Ziegenbockopfer dar. Es war eine Dankesgabe für den Tages- und Jahresrhythmus und für das Dasein in dieser Welt. 

Die Vorfahren nahmen das Opferfeuer zum Anlass, daraus ein Fest mit entsprechendem Gelage, Essen, Gesang und Tanz zu veranstalten. Man verabschiedete diesen längsten Sommertag durch eine Sonnenverehrung am Johannisfeuer. Dieses Feuer war auch ein religiöser Brauch der Prußen. Die Überlieferung diente gleichzeitig zur Bindung und Festigung der Stammesbrüder untereinander. Überall auf den Hügeln und in den Wäldern an den Seen brannten Freudenfeuer als Sinnbilder des lebensspendenden Sonnenlichtes, der Sommersonnenwende. Sie wurden als Heilungsmittel angesehen und dienten in den Anfängen zur Abwehr von unsichtbaren Gewalten und Gestalten. 

Wie ich bereits eingangs erwähnte, war der Johannistag bei uns in Kreuzofen in der Johannisburger Heide ein besonders Tag, weil er uns an den Geburtstag Johannes des Täufers erinnerte.  

Es wurde am Abend, nach getaner Arbeit, gebührend gefeiert. Schließlich war er kein freier Tag!  

Tagsüber ist auf den Feldern und Wiesen gearbeitet worden. Wir feierten ihn, wie unsere Vorfahren, als ein Fest der Hingabe an die Natur und an das leibliche Wohl. Es galt, sich unserer Altvorderen als würdig zu erweisen und sich ihrer zu erinnern! 

Einen Tag vorher wurde von den Waldarbeitern auf der Holzablage Bibershöhe/Bebrowa an der Großen Samordeier  Bucht des Niedersees zwischen Groß Kurwien und Kreuzofen ein riesiger Holzstoß errichtet, der aus Kiefern-Holzkloben mit Kien, aus Kaddigs und Reisig sowie Holzstangen zu einer Pyramide aufgeschichtet wurde. Um diesen Holzhaufen versammelten sich die Bürger beider Orte am Abend des Johannistages, insbesondere die heranwachsende Jugend. 

Der Gastwirt Lipka stellte am Waldrand der Holzablage, in der Nähe der Kaddigs, eine Theke, Stühle und Tische auf, wo Schnaps, Bier, Limonade, Würstchen, gebratener Fisch, Räucherfisch und Süßigkeiten verkauft wurden. 

Vor dem Abbrennen des Holzstoßes wurde bereits das Johannisfest gefeiert. Dazu gehörten verschiedene Wettkämpfe und –spiele, zum Beispiel Tauziehen, Baumstamm-Wettsägen, Sackhüpfen und Schießen. Dabei musste die Jugend beider Dörfer ihre Kräfte messen. Nicht selten endete so eine Johannisnacht mit einer Rauferei. Meistens waren die heiratsfähigen Mädchen beider Orte der Anlass. 

Im Walde -am Kujätz wurde ein provisorischer Schießplatz errichtet. Auf ihm fand ein Kleinkaliber-Preisschießen statt. Drei Schuss kostet 10 Pfennig. 

Sobald es dämmerte und dunkel wurde, zündete der Bürgermeister Kreuzofens mit einer Fackel ein Strohbund an, um die Flammen des Johannisfeuers lodern zu lassen. Der Funkenregen prasselte nach allen Richtungen, je nachdem, wie der Wind vom Niedersee sich drehte. Jetzt sangen und tanzten die Teilnehmer um das Lagerfeuer, dessen lodernde Flammen sich auf der Wasseroberfläche des nahen Sees in der Nacht widerspiegelten. Es wurde immer das Lied „Flamme empor! Heilige Glut! Rufet die Jugend zusammen ..." gesungen. Dabei fassten sich die Anwesenden bei den Händen. Die Lieder hallten durch den Wald und über den weiten See wie ein Schwur! 

 

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