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12 August 2019

 In Ostrykół/ Ostrokollen/ Scharfenrade

Ostrokollen wurde 1538 gegründet und am 16. 07. 1938 in Scharfenrade umbenannt. Die Kreuzerhöhungskirche in Ostrykół/ Ostrokollen ist ein Bauwerk aus der Mitte des 17. Jahrhunderts und eine der wenigen erhaltenen masurischen Holzkirchen.

"2 km nördlich von Prostken, inmitten von Sümpfen am Lyckfluss liegt das malerische Städtchen Ostrokollen mit 400 Bewohnern, ehemals ein Zentrum des Grenzhandels, heute aber wegen des Aufstiegs Prostkens verfallen. Die örtliche Chronik berichtet, dass die Tataren nach dem Sieg am 8.Oktober 1656 im hiesigen Kirchspiel 95 Personen töteten und 1 623 in die Gefangenschaft verschleppten. Die Gegend ist sandig. Die hölzerne Kirche von 1667, gleichzeitig auch die Pfarrkirche für Prostken, ist stillos und hat einen rechteckigen Turm. Im Inneren gibt es einen Barockaltar von 1683 mit der Skulptur der Kreuzigung. Den Messingleuchter aus dem 17. Jahrhundert schmückt eine Jupiterfigur mit Blitzen in der Hand", so schrieb M. Orłowicz in seinem Buch von 1923 (in: W. Kujawski, Pojezierze Ełckie. Ilustrowany przewodnik po dawnych Mazurach. Wyd. QMK, Olsztyn 2017, S.420-421).

Am 2. Januar 1538 wurde befohlen, in Ostrokollen eine Kirche „zu fundieren“. So wurde hier schon sehr bald nach der Ortsgründung im Jahr 1538 eine Kirche errichtet. Es handelte sich um eine Holzkirche, die jedoch im Ansturm der Tataren 1656 und gleich nach der für den Großen Kurfürsten verlorenen Schlacht von Prostken zusammen mit den anderen Gebäuden des Dorfes in Flammen aufging. Nur ein Bauernhaus und drei Scheunen entgingen dem Inferno.

Im Jahr 1667 wurde eine neue Holzkirche erbaut. Sie überstand die Zeitläufe bis heute. Die Sakristei auf der Nordseite wurde 1876 angefügt. Die Kirche wurde im Gehrsatz auf Feldsteinsockel gebaut, innen und außen mit Brettern verschalt. Der Turm ist eine Skelettkonstruktion.

Die neue Holzkirche ist basilikaähnlich dreischiffig mit Chor und – einem etwas jüngerem – Westturm. Bogenartige Obergeschosse schließen sich im Innenraum organisch an den Chor an.

Der Altaraufsatz von 1683 mit gewundenen Säulen und Ohrmuschelformen zeigt in seinem Hauptbild den gekreuzigten Christus, im Obergeschoss ein Bild der Himmelfahrt und in der Bekrönung einen Pelikan. Aus dem Jahr 1690 stammt die Kanzel.

Zur Innenausstattung gehören ein Taufengel mit Schale, Hirschkopf aus der Zeit um 1700, außerdem ein Dreisitz aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Die Orgel wurde 1799 erbaut. Das Geläut der Kirche bestand aus zwei Glocken. Zurzeit wird die Orgel repariert (bis 30. September 2019).

Eine Geschichtche der Orgel "Odysee eines Harmoniums" finden Sie hier:

Ostpreußenblatt Nr. 38/2009, S. 13.

http://archiv.preussische-allgemeine.de/2009/paz3809.pdf

In der Kirche am Eingang befindet sich eine Denkmal-Tafel für Gemeindemitglieder, die im Ersten Weltkrieg gefallen sind.

Hinter der Kirche in einem kleinen Metallzaun fand seinen Ruheplatz Herman Schrage, Pastor der Gemeinde Ostrokollen in den Jahren 1867-1887.

Das Kirchengebäude wurde 1933-35 umfassend renoviert. Es überstand den Zweiten Weltkrieg einigermaßen unbeschadet. Im Jahre 1990 fand eine Innenrenovierung statt.

Das Gotteshaus stand nahezu 300 Jahre im Dienst der evangelischen Kirche und ist heute Andachtsstätte der römisch-katholischen Kirche, die das Bauwerk im Innern den veränderten liturgischen Zwecken anpasste. Am 14. April 1999 wurde die Kirche erneut geweiht und erhielt den Namen „Kościół Podwyższenia Krzyża Świętego“ (deutsch Kreuzerhöhungskirche). Sie ist heute neben einer Kapelle in Sokółki (Sokolken, 1938–1945 Stahnken) eine Filialkirche der Pfarrei in Prostki.

 

https://www.ostpreussen.net/ostpreussen/orte.php?bericht=20

https://deutsch-wiki.ru/wiki/Kirche_Ostrokollen

 

Gehrsatz:

Auch in der baumbestandenen der Wildnis Ostpreußens wurde in der Neuzeit das Holz knapper. Deshalb verwandte man zum Bau von Häusern nicht mehr ganze Holzstämme, sondern trennte die Stämme in der Mitte auf und erhielt damit die doppelte Anzahl Bretterbalken für Wände und Decken. Türen und Fenster wurden einfach eingeschnitten und von Pfosten zusätzlich abgestützt. Diese Bauweise nannte man "Gehrsatz".
Zum Bau der masurischen Holzhäuser bediente man sich in den Wäldern der Nachbarschaft. Die Baumstämme wurden auf Holzgestellen aufgebockt und mit einer großen Gattersäge zu Balken geschnitten. Die Holzhäuser standen auf einem Feldsteinsockel, etwa 50 cm hoch, und waren so von der Erde gut isoliert. Unten ging ein Luftzug hindurch, der das Haus und die Räume trocken hielt. Auf das Feldsteinfundament wurden die Vierkantbohlen gelegt, wobei die Balken auf den Lagerfugen waagerecht übereinander in einem Falz steckten - "Blockhausverbundsystem". Hervorstechend waren die Eckverbindungen durch ineinander gefugte Schwalbenschwanzzapfen, eine ungemein schwierige Arbeit auch für erfahrene Zimmermänner. Die Vierkantbohlen waren so präzise aufeinander gelegt, dass keine Luft hindurch zog, und sorgten so für eine perfekte Isolierung. Die Innenwände wurden mit einem Rohrgeflecht ausgeschlagen und mit Lehm verputzt. Die Wandflächen in den Giebeln verschalte man mit farblosen Brettern in schönen Mustern, nie mit massivem Holz. Die Dächer deckte man mit Schilfrohr oder Stroh..Allerdings ersetzte man im 19. und 20.Jh. die Reetdächer wegen der Feuergefahr und der entsprechend hohen Feuerversicherung weitgehend durch Dächer aus roten Ziegeln. Einen weiten Dachüberstand nutzte man zum Trocknen der Holzfeuerung oder zum Aufbewahren von Geräten Außen erhielten die Häuser offene oder geschlossene Veranden, die möglichst mit Schnitzwerk verziert waren. So entsprachen die masurischen Holzhäuser etwa den nordischen Holzbauten in Skandinavien. Ihre Errichtung war allgemein eine dörfliche Gemeinschaftsleistung.

( Günter Schiwy, Masurische Holzbauten mit Schilfrohrdächern, Masurische Storchenpost, Oktober 2014, S. 26 ff)

 

Text: M. Grygo

Foto.: K.Grygo

 

 

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