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26 July 2019

Max Rosenheyn
und seine Beziehung zu Masuren

von Grzegorz Supady 

Max Rosenheyn war der älteste Sohn von Johann Samuel Rosen­heyn (1777-1844), dem Ehrenbürger Lycks – einer Stadt, die spä­ter allgemein als eine heimliche Hauptstadt Masurens galt. Das Licht der Welt erblickte er aber am 1. Juni 1811 in Königsberg. Da sein Vater in den Jahren 1824-1842 mit dem Gymnasialrek­toramt in Lyck betraut war, ist es anzunehmen, dass auch Max Rosenheyn die sieben Jahre zwischen 1824 und 1831 mit seinen Eltern in dieser Stadt verbracht und das Königliche Gymnasium besucht hatte, ehe er zum Studium nach Königsberg ging. Zu die­sem Schluss kam Jan Chłosta, Verfasser des informativen Vor­wortes für die polnische Ausgabe des Reiseberichts Aus Masuren, die im Eigenverlag von Waldemar Mierzwa in der Reihe Moja Biblioteka Mazurska erscheinen wird. Chłosta sind zum Teil Aus­künfte zu Rosenheyns Leben und Werk zu verdanken.

Max Rosenheyn trug sich eigentlich mit dem Gedanken, Medizin in Königsberg zu studieren. Er ließ sich jedoch 1831 an der Philo­logischen Fakultät der Albertus-Universität einschreiben. Wäh­rend seiner Studienzeit wurde er Mitglied der Burschenschaft „Masovia“. 1844, also im Jahr des 300. Gründungsjubiläums der Königsberger Universität, wurde er als Oberlehrer an der höhe­ren Stadtschule in Marienburg angestellt. Zu den von ihm unter­richteten Fächer gehörten: Deutsch, Chemie und Naturbeschrei­bung. Er verstarb am 25. September 1869 in Marienburg. Max` Schwester Ida heiratete den im Zeitraum 1829-1845 in Lyck als Schulmeister tätigen Friedrich Dewischeit (1805-1884), den Ver­fasser des Wanderliedes „Wild flutet der See“, die man seinerzeit für eine Art inoffizielle Hymne Masurens hielt. Max` jüngerer Bruder wurde am 10. Juni 1816 in Königsberg geboren, er ver­starb am 14. März 1887 in Berlin, ein zweiter Bruder, Moritz, erlangte das Reifezeugnis ebenfalls am Lycker Gymnasium. Die Tatsache, dass Max Rosenheyn sich in seinem Erwachsenenleben in Marienburg niedergelassen hatte, sowie die oben genannten Lehramtfächer, wirkten sich stark auf seine Darstellungsweise in den Reiseskizzen aus. Durch seine vielfachen Interessensgebie­te versuchte er sich in die Tradition einer Reisebeschreibung mit Universalanspruch – einer solchen, wie es Johann Wolfgang von Goethe oder Alexander von Humboldt taten – einzureihen.

In seinen biografischen Bemerkungen berührte Chłosta aber ein sehr heikles Thema, das viel Schatten auf Rosenheyn publizisti­sche Tätigkeit wirft. Gemeint ist nämlich die unberechtigte Ver­wendung eines unselbständig verfassten Aufsatzes sowie eines Kunstwerks, dessen eigentlicher Urheber von ihm nicht angege­ben wurde. Rosenheyns offensichtliches Plagiat deckte Rudolf Bergau (1836-1905), ein anerkannter Kunsthistoriker und Archi­tekt, auf. Weitere Erkenntnisse dazu stellte Professor Bergau in seinem Artikel Der Plagiator Max Rosenheyn in Marienburg, der in der „Ostpreußischen Monatsschrift zur Spiegelung des Provin­ziellen Lebens in Literatur, Kultur und Industrie“ (Band 4, 1867) erschien.

Laut Chłosta habe dies entscheidend zur Ausscheidung Rosenheyns aus dem öffentlichen und wissenschaftlichen Leben beige­tragen. Rudolf Bergau war nämlich dafür zuständig, dass die Er­scheinung des Namens Max Rosenheyn in einem eigenständigen Biogramm in der Altpreußischen Biographie nicht möglich war. Es sei hinzugefügt, dass Bergau selbst zahlreiche Biogramme für dieses Nachschlagewerk verfasste. Max Rosenheyns Name fehlt auch in dem 2008 von Franz Kössler in Gießen herausgebrach­ten Personenlexikon von Lehrern des 19. Jahrhunderts: Berufs­biographien aus Schul-Jahresberichten und Schulprogrammen 1825-1918 mit Veröffentlichungsverzeichnissen.

Scheinbar kommt Max Rosenheyn, ein schriftstellernder Studi­enrat aus dem 19. Jahrhundert, als jemand vor, der nur sich nur schwer dazu eignet, über das zeitgenössische Erbe Masurens zu sprechen. Nachdem er seine Reiseskizzen aus West- und Ostpreu­ßen niedergeschrieben und 1858 in Danzig veröffentlicht hatte, ereignete sich in dieser Region ja Einiges. Viele Bücher, journalis­tische Beiträge, Filme und andere Artefakte entstanden bekannt­lich nachher und bereicherten das Bild dieses Landstrichs. Wenn man aber aus dem gegenwärtigen Gesichtspunkt die Absicht hat, über das Erbe einer Landschaft wie Masuren zu diskutieren, so kann man letztendlich doch zum Schluss kommen, dass sich die von Rosenheyn angestellten Beobachtungen in vielerlei Hinsicht von dem jetzigen Erscheinungsbild Masurens bzw. des Ermlan­des nicht so gravierend verändert hätten. Rosenheyns Vorsatz war es jedenfalls, dem deutschsprachigen Leser die östlichsten und dadurch entlegensten Provinzen Preußens möglichst bildhaft vor Augen zu führen. Er schilderte seine Reiseerlebnisse so, als ob er selbst alles vor Ort an seinem eigenen Leib erlebt hätte und an allem persönlich beteiligt gewesen wäre, obwohl man mitunter den Eindruck gewinnen könnte, dass er manches tatsächlich den Einträgen aus irgendwelchen Konversationslexika entnommen hätte. Rosenheyn vertrat sichtlich die Meinung, in seinen Auf­zeichnungen sollte vor allem der informative Blickwinkel in den Vordergrund rücken. Daher war er weniger darum besorgt, inwie­weit seine Berichterstattung das lauter von ihm selbst Erlebte wi­dergespiegelt habe.

Übrigens, auch heutzutage wagen manche Berichterstatter ein ähnliches Unterfangen, man nehme etwa das jüngste Beispiel des SPIEGEL-Reporters Claas Relotius, der als angeblicher Augen­zeuge politischer Ereignisse in Mexiko Berichterstattungen für diese verdiente Wochenzeitschrift schrieb, obwohl er nicht an al­lem persönlich beteiligt war. Rosenheyn war, meines Erachtens, eine Art lokaler Vorläufer des als „Rasender Reporter“ bekannten Egon Erwin Kisch.

Für den polnischen Leser wären vor allem diejenigen Passagen aus dem zweiten Band seiner Reiseskizzen von besonderem Wert, die sich direkt auf die jetzt in Polen befindlichen Landstriche beziehen, in erster Linie das Ermland und Masuren. Nicht ohne Bedeutung wären aber ansonsten seine literarisch heute noch ge­nießbaren Bemerkungen zu Königsberg und Litauen.

Seine Rundfahrt durch das Ermland begann Rosenheyn in Braunsberg, wo er sich mit dem in dieser historischen Stadt ge­brauten Bier beköstigte. Von dort kam er nach Frauenburg, wo er im Gasthaus „Zum Copernicus“ herunterstieg. In der Kleinstadt am Frischen Haff bewunderte er die noch von Kopernikus ent­worfene Wasserkunst. Dann begab er sich nach Mehlsack, von dort fuhr er weiter nach Heilsberg. Ziemlich ausführlich berichtete er über diese Stadt als Sitz des Bistums Ermland. Gleichzeitig führte er eine dort geläufige Redensart an: „Unter dem Krummstabe ist gut ruhen“, was zu bedeuten hatte, die dem ermländischen Bischof unterlegenen Einwohner hätten bestimmt keinen Grund über ihr Schicksal und ihre Lebensbedingungen zu klagen.

In Heilsberg begegnete Rosenheyn den von allen Himmelsrichtun­gen strömenden Wallfahrern, die alle zur Heiligen Linde pilger­ten. Dieser Wallfahrtsort an der ermländisch-masurischen Grenze machte einen enormen Eindruck auf ihn. Daher beschrieb er genau die ganze Klosteranlage wie das Kircheninnere. Nicht ausgeschlos­sen, dass Rosenheyn die Romane seines Landsmannes E.T.A. Hoffmann gekannt haben mag, wo die Heilige Linde ebenfalls mal vorkommt. Außerdem war er allzeit auf die natürlichen Reize des Ermlandes sensibilisiert. Besonders sagten ihm das liebliche Tal der Alle und das Simsertal zu.

Seinen Bericht Aus Masuren gliederte Rosenheyn in vier Teile ein: 1. Terrain und Städte, 2. Die Bewohner, 3. Reise durch die Johan­nisburger Wildniß, 4. Ein Weihnachtsfest.

Der Berichterstatter brachte auch diesmal ein paar geschichtliche Auskünfte über das gerade zu bereisende Land. Dabei unterstrich er die Tatsache, dass Sudauen als letzter Landesteil dem Deutsch­ordensstaat einverleibt worden war. Rosenheyn war der Ansicht, es habe sich einst sehr gut zusammengetragen, dass das Luthe­rische Bekenntnis auch in Masuren Fuß fassen konnte. Dies soll dem einen andauernden Anschluss an das übrige Land im Westen gesichert und zur Herausbildung einer eigenständigen Kultur we­sentlich beigetragen haben.

Rosenheyn machte allerdings keinen Hehl daraus, dass das Ma­suren, mit dem er Mitte des 19. Jahrhunderts zusammenkam, ein durchaus ärmliches und in jeder Hinsicht sehr vernachlässigtes Land darstellte. Es war und ist zum Teil noch heute durch die Kargheit des Bodens und seine räumliche Abgeschiedenheit be­dingt. Verglichen mit dem westlichen Teil Preußens oder ganz Deutschlands konnte man hier also keine imposanten Gebäude wie es etwa der Aachener Dom war, erwarten. Die wirtschaftli­che Misere wirkte sich auf das Alltagsleben der Einheimischen negativ aus.

Doch Rosenheyn brachte allzeit ein gewisses Mitgefühl für die masurische Bevölkerung auf. Gleichzeitig setzte er sich vehe­ment für ihre zivilisatorische wie kulturelle Erhebung ein. Dies offenbarte sich insbesondere in einem Abschnitt, in dem er über die Holzdiebe in der Johannisburger Heide berichtete. Die Küm­merlichsten unter den Kümmerlichen waren oft darauf angewie­sen, aus dem staatlichen Forst Holz zu stehlen, da sie eigentlich über gar keine anderen Einnahmequellen verfügten. Dies bewog die direkt an der Grenze zu Russisch-Polen lebenden Masuren, sich auf den Schmuggelhandel einzulassen.

Seine reizvolle Masurenroute begann Rosenheyn in Goldap, er beendete sie irgendwo in der Nähe Lötzens. Die Gegend um Or­telsburg, Hohenstein, Neidenburg, Gilgenburg oder Soldau be­suchte er nicht, weil er sie vermutlich nicht für genug masurisch hielt. Gegen diesen Sachverhalt lehnte sich Chłosta in seiner an­fangs erwähnten Einleitung auf. Eine derartige Einschränkung des masurischen Siedlungsraumes veranschaulicht aber die deut­sche Sichtweise, laut der Masuren gerade das von Rosenheyn ge­schilderte Land umfassen würde. Hier sei aber bemerkt, dass es etwa Marion Gräfin Dönhoff anders sah. Ihr Ritt durch Masuren umfasste ja auch die von Rosenheyn nicht bereisten Gegenden. Dönhoff trat allerdings ihre Reise in entgegengesetztem Uhrzei­gersinn, beginnend im Süden, mit einem Ausgang im Nordosten. Darüber hinaus benutze sie für ihre Erkundungen ein Pferd, das ihr später sogar das Leben rettete, er bewegte sich hingegen meistens mit dem so genannten Panjewagen.

Also, zum Auftakt seiner Schilderung erwähnte Rosenheyn, dass die Bewohner der Goldaper Umgebung vor allem mit der Beförde­rung von Kalkstein als Baumaterial nach Königsberg beschäftigt waren. Seine Aufmerksamkeit lenkte er dort auf den so genannten Hausberg Goldaps, dank dem eine sichere Wettervorhersage mög­lich war. Diesen Berg setzte er mit dem sagenhaften Brocken im Harz in Verbindung.

Als weitere Stationen auf seiner Masurenroute tauchten folgende Orte auf: Haarschen, Skomanten, Lyck, Nikolaiken, das den kö­niglichen Hof in Berlin mit Fischkontingenten belieferte, Rhein, Lötzen, Angerburg, Marggrabowa, Arys, Rastenburg und das erm­ländische Rössel. Die einmalige Schönheit der Landschaften, an denen Rosenheyn vorbeifuhr, weckte in ihm Assoziationen mal zur alpinen Seenlandschaft der Schweiz mal zum mediterranen Golf von Triest. Dies erinnert in gewisser Hinsicht an Alexander von Humboldts Begeisterung für die Danziger Bucht, der sie mit ande­ren Sehenswürdigkeiten dieser Art verglich: dem Goldenen Horn in Istanbul und eben mit dem Golf von Triest. Im Abschnitt über die Johannisburger Heide wurde die Stadt, die dieser Wildnis den Namen gab, genannt. Erwähnt wurde auch eine Begegnung mit einem Pastor, der gerade unterwegs von Willen­berg nach Bialla war. Rosenheyn muss diese südöstlichen Gegen­den Ostpreußens wohl aus seiner Jugendzeit gekannt haben. Dies­mal regten ihn diese Ortschaften in einem im Abseits gelegenen Grenzlandgebiet dazu an, über den dort betriebenen Schmuggel­handel zu sinnieren.

Dieselbe Frage kam im polnischen Film aus den 1970er Jahren „Czarne chmury“ (Schwarze Wolken) zum Ausdruck, in dem die Geschichte Christian Ludwig Kalksteins (um 1630-1672) themati­siert wurde. Die Grenzlandlage diente natürlich nicht selten dazu, Freiheitssuchende in beide Richtungen durchzuschleusen. Ein sol­cher Geschleuster war zum Beispiel Czesław Miłosz, der nach der Einnahme Wilnas von den Sowjets über Ostpreußen und den ans Deutsche Reich angegliederte Teil Polens nach Warschau im Ge­neral Gouvernement gelangte. Die frühere Grenze zwischen Polen und Deutschland muss der polnische Dichter irgendwo bei Willen­berg passiert haben (nach: Rodzinna Europa (West- und Östliches Gelände), Warszawa 1990, s. 237-241).

Klaus Skibowski (1925-2013), ein aus Lyck gebürtiger Katholik unter den Protestanten, schrieb in seinem Roman Wolken über wei­tem Land. Eine Familiengeschichte aus Masuren (München 2002):

Elma nahm inzwischen katholischen Religionsunterricht bei Pfarrer Fox, der aus Schlesien stammte und schon seit mehreren Jahren die Gemeinde betreute. Sie lernte, dass ein Katholik an Freitagen Fisch isst, was in Masuren ohne­hin Sitte und Gebrauch war. Sie erfuhr die Regeln der Fas­tenzeit, die man in Masuren einhielt, um dem Winterspeck ein wenig abzuhelfen. Pfarrer Fox erläuterte ihr die latei­nische Messe und verzichtete sogar darauf, sie vorsichts­halber erneut zu taufen, als sie offiziell zum katholischen Glauben übertrat. Er kannte den Superintendenten Radtke und wusste ganz genau, dass der regelrecht und gültig auf Christus getauft hatte. Zwischen evangelischer und katho­lischer Taufe gab es keinen Unterschied. Schon gar nicht in Masuren, wo auch evangelische Gläubige Marienver­ehrer waren (S. 127).

Dieses Zitat veranschaulicht die ganze Vielschichtigkeit des von den Masuren vertretenen Glaubens, der einerseits vom Katholi­zismus, andererseits vom Aberglauben oder sogar heidnischen Überbleibseln geprägt war. Darauf wies auch Rosenheyn hin, in­dem er bemerkte, dass die aus dem nördlichen Teil Masowiens eingewanderten Masuren einige Feste auf eine katholische Art und Weise begehen, zum Beispiel dadurch, dass sie an diesen Tagen keine körperlichen Arbeiten verrichten. Laut Rosenheyn lehnten die Masuren etwa den Buß- und Bettag ab, weil sie diese Feier der evangelischen Kirche für eine überflüssige Verordnung der Berliner Beamten hielten, die Gelder von der Staatskasse be­ziehen. Auch die enorme Wichtigkeit des Johannisfestes, das im nordöstlichen Teil des Ostseeraumes besonders feierlich began­gen wird, geht auf vorchristliche Zeit zurück. Rosenheyn setzte den Masuren aus, sie würden an Teufel, Hexen, böse Geister, Ver­wünschungen und Besprechen usw. glauben.

Max Rosenheyns Skizzen weckten schon immer ein reges Interes­se unter den vielen Wissenschaftlern und Schriftstellern, sowohl den polnischen, als auch den deutschen. So wurde es oftmals frag­mentarisch angeführt, zum Beispiel von folgenden Autoren: Max Toeppen (Geschichte Masurens, 1970), Friedrich Krosta (Masuri­sche Studien, in: Bericht über Kneiphöfische Stadt – Gymnasium zu Königsberg wahrend des Schuljahres 1874/75, 1875), Ryszard Otello (Obchody żniwne na Mazurach [Erntebräuche in Masuren], in: „Komunikaty Mazursko-Warmińskie”, 1978, Nr. 2), Anna Szy­fer (Relacja z podróży po Mazurach sprzed 100 laty (Ein Bericht von der Masurenfahrt vor einem Jahrhundert), in: „Komunikaty Mazursko-Warmińskie”, 1970, Nr. 1, Grzegorz Jasiński (Mazu­ry w drugiej połowie XIX wieku. Kształtowanie się świadomości narodowej [Masuren in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Zur Herausbildung des nationalen Bewusstseins], Olsztyn 1994) und vor allem Edward Martuszewski. Letzterer übersetzte einen Teil dieses Reiseberichtes, der u.a. Rosenheyns Schilderung des Johannistages in Masuren beinhaltete, ins Polnische (Szukając czterolistnej koniczyny [Auf der Suche nach einem vierblättrigen Kleeblatt]). Diesen Text nahm er dann in sein 1965 veröffentlich­tes Buch Nawet kamień…(Sogar der Stein) auf.

Martuszewski griff das Thema noch einmal auf, und zwar in seinem für die „Gazeta Olsztyńska“ geschriebenen Feuilleton Terroryści (Terroristen), das dann im Sammelband Coś z życia które minęło (Etwas vom Leben, das dahinflog, Olsztyn 1986) veröffentlicht wurde. Martuszewski übersetzte einen Auszug über die Vorberei­tungen auf die so genannte Frühmette (Jutrznia) in Masuren ins Polnische. Was ihn dabei ausnehmend beschäftigte, war das könig­liche Verbot des Herabseilens eines als Engel verkleideten Jungen mit einer angezündeten Kerze über den Köpfen der in der Kirche versammelten Gläubigen. Martuszewski wies darauf hin, dass bereits der erste König ‚in Preußen’, Friedrich I., das mitunter gefährliche Herabseilen ver­boten hatte. Dies wollte man allerdings auf Betreiben der evan­gelischen Bevölkerung trotzdem umgehen. Der Neidenburger Pastor Jerzy Józef Rosocha wandte sich sogar 1784 mit einem Gesuch, dieses Verbot aufzuheben, was die preußischen Behör­den ablehnten. Dessen ungeachtet wurde also dieser spektakuläre Brauch in Masuren heimlich weiter praktiziert, so dass ihn auch Rosenheyn irgendwo bei Johannisburg erleben konnte (Marus­zewski Coś z życia które minęło, s. 172-173).

1966 brachte das „Ostpreußenblatt“ Rosenheyns Schilderung in der Weihnachtsausgabe. Heutzutage kann man sogar in den online abrufbaren Quellen auf polnischsprachige Auszüge aus seinem Werk stoßen. Auf der Webseite der Wojewodschaft Pom­mern findet man etwa Informationen über den in der Weich­sel- und Nogatmarschländern hergestellten Quark aus Jungfer (Marzęcino) (https://pomorskie.eu/produkty-mleczne/-/asset_pu­blisher/a7J3o4CE4qFM/content/twarog-zulawski-z-marzecina, (Zugriff: 1.04.2019). Ein noch ausführlicheres Zitat findet sich dagegen auf der Homepage http://ketrzyn.wm.pl/557227,Gody-zaczynaja-sie-jutrznia.html (Zugriff: 1.04.2019) vom 2. Januar dieses Jahres. Dort wurde Rosenheyns Weihnachtsfestschilde­rung ins Polnische übersetzt. Was im Bericht von Rosenheyn außerdem noch auffällt, ist die Nennung des ungarischen Nationaldichters Sándor Petőfi und des von ihm ins Leben gerufenen Helden namens János. Denn dies zeugt sichtlich davon, dass die Präsenz der aufstrebenden Völ­ker in Mitteleuropa immer lauter wurde. Petőfi gehörte nämlich zu denjenigen, dank denen freiheitliche Bestrebungen verbreitet wer­den konnten. Dass man auf sein Werk auch in Ostpreußen Bezug nahm, verdient seine eigene Feststellung. Rosenheyns Berufung auf Petőfi kann mit dem Gedichtband Polen- und Magyarenlieder von Ferdinand Gregorovius zusammengestellt werden, der 1849 als eine romantische Reaktion auf den europäischen Völkerfrüh­ling in Königsberg erschien.

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