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Bei der Adventswerkstatt „Bethlehem der Nationen“ in Heilsberg/Lidzbark Warmiński mit Jugendlichen der deutschen und ukrainischen Minderheit sowie der polnischen Mehrheit irrten im Dezember letzten Jahres im einstudierten Theaterstück Märchenfiguren durch eine fiktive Welt, in der sie nicht mehr in ihre Bücher zurückfinden. Sie sind also heimatlos geworden – weil die Menschen immer weniger Bücher lesen. Eine deutliche Mahnung an die Zuschauer.
Eine Erinnerung an eine Tatsache, der die „Masurische Storchenpost“ auch in ihrem aktuellen Jahrgang 2024 entgegenwirken wollte und entgegenwirkt. Auf den Flügeln der Poesie durch den Alltag des Jahres, das war eine Idee für das letzte Jahr. Etwa mit Gedichten von Stefan Pioskowik, aber auch poetischen Prosatexten wie denen von Arno Surminski, Günter Schiwy oder Gerd O.E. Sattler, die schon häufiger in der „Masurischen Storchenpost“ veröffentlicht haben. Zu diesem Thema gehört auch die Berichterstattung zum Siegfried Lenz gewidmeten Literaturwettbewerb in Lyck.
Mit dem Text „Aufbruch ins Ungewisse“ startete bereits im Januar 2024, und zwar direkt als allererster Text, eine Reihe von mehreren Beiträgen im Laufe des Jahres von Siegfried Burghardt mit Erinnerungen nicht nur an Flucht, sondern auch an alltägliche Themen. Anderen Ansichten auf masurische Fragen widmete Reinhard Donder einige Texte zu verschiedenen Forschungen. Auch wenn das Thema Flucht in Poesie, Erinnerungen und Forschung immer wieder zumindest am Rande erscheint, ging es in der „Masurischen Storchenpost“ durchaus auch um Bräuche und Natur. So gab es im Sommer Beiträge etwa zur Mittsommernacht, eine weitere Ausgabe kümmerte sich in Bild und Text um die Frage der Frösche – die ja eine wesentliche Nahrungsgrundlage der (nicht nur ostpreußischen) Störche darstellen. An dieser Stelle soll auf die Ko-Redakteurin der „Masurischen Storchenpost“ Ewa Dulna hingewiesen werden, die mit ihren hervorragenden Bildern Wesentliches zum ansprechenden Design der Monatsschrift beisteuert.
Grzegorz Supady als treuer Autor der „Masurischen Storchenpost“ beschäftigte sich in einem seiner Texte hingegen mit Igeln. Darüber hinaus hat er einen „Sachsen nach Masuren“ begleitet und ließ „zwei Männer auf einen See“ blicken. Der dritte Beitrag mit durchaus rätselhaftem Titel befasste sich mit dem Zusammenhang zwischen „Google, Scholochow und einer Bahnfahrt“. Ganz konkret hingegen stellte er das zuletzt in deutscher Übersetzung erschienene Werk von Janusz Małłek „Zanik ludu mazurskiego“ (das Verschwinden des masurischen Volkes) vor.
Historisch wurde es im Laufe des Jahres in der „Masurischen Storchenpost“ unter anderem dank eines Textes von Brigitte Jäger Dabek über die Prussen und einer Besprechung des Buchs von Karolina Kuszyk „In den Häusern der Anderen“, das die schwierigen Prozesse, die inneren Auseinandersetzungen der neuen Bewohner von post-deutschen Bauten beim Neubeginn nach dem Zweiten Weltkrieg zum Thema hat. Imrgard Irro hat es geographisch im bayerischen Sprachraum mit ihrer Familie zu tun, der Titel ihres Textes lautete „Der Oimara in Erinnerung“. Und zur Feier des Jahres des 300. Geburtstags von Immanuel Kant machte sich die Redakteurin der „Masurischen Storchenpost“ Barbara Willan Gedanken über den großen deutschen Philosophen. Auch ein weiterer runder Geburtstag, nämlich der 90. des Schriftstellers Arno Surminski, fand mit einem mehrseitigen Beitrag seinen Weg in die Zeitschrift.
Ein anderes historisches Erbe Ostpreußens ist das Attentat auf Adolf Hitler vor 80 Jahren in der Wolfsschanze, bei dem auch Schloss Steinort eine wesentliche Rolle gespielt hat. Zu den verschiedenen Aspekten der Geschichte dieses Bauwerks und seines möglichen Wegs in die Zukunft fand im September eine mehrtägige Konferenz statt, über die Uwe Hahnkamp für die „Masurische Storchenpost“ berichtete. Nah an der Gegenwart war er darüber hinaus mit der Verabschiedung des Masuren und Protestanten Wiktor Marek Leyk nach 30 Jahren als Beauftragter für Fragen der nationalen und ethnischen Minderheit in der Woiwodschaft Ermland-Masuren erst des Woiwoden und später des Marschalls. Sein dritter Text widmete sich einer Theaterwerkstatt in Heilsberg für junge Menschen der deutschen Minderheit mit Personentheater, Kamishibai und japanisch geschminkten Gesichtsmasken.
Für all jene, die keine Bücher mehr, aber auch kein Internet lesen wollen, sich aber über verschiedene deutsche und polnische kulturelle Themen auf dem laufenden halten wollen, sind die sehr abwechslungsreichen Beiträge von Arkadiusz Łuba in der „Masurischen Storchenpost“ dringend zu empfehlen. Während in Lodsch/Łódź zum einen des 130. Geburtstags des Dichters Julian Tuwim gedacht und im Textilmuseum die Werke eine polnischen Modedesigners präsentiert wurden, fand in engerer regionaler Nachbarschaft das deutsch-polnische Frauenforum der Partner-Landkreise Olsztyn und Osnabrück statt. Das polnische Einflüsse auch weiter entfernt, nämlich in Berlin geschätzt werden, zeigte er in Texten zum polnischen Slawisten Aleksander Brückner, dem Shooting Star der Berlinale 2024 Kamila Urzedowska und den dortigen Feiern zur polnischen Verfassung aus dem Jahr 1791. Dem internationalen Film gewidmet war sein Beitrag über die Berliner Ausstellung zu Regisseur Tim Burton in Form eines Labyrinths, in dem dieser Meister des Makabren erlebbar gemacht wurde. Doch zurück in die Region, denn dort feierte der Bund Junges Ostpreußen sein traditionelles Adventswochenend, das Arkadiusz Łuba treffend unter dem Titel „Völkerverständigung statt Politik“ zusammenfasste.
Allen Texten aus den zwölf Ausgaben der „Masurischen Storchenpost“ des Jahres 2024 kann man hier nicht gerecht werden. Sie lohnen sich aber alle.
Vorbereitung: Uwe Hahnkamp
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